Paderborn. Wer war eigentlich vor Maria Langer da? Antworten auf diese Frage wurden lange gesucht. Am vorletzten Arbeitstag als Kita-Leitung von St. Bonifatius in der Stadtheide gab es in Paderborn wichtigere Fragen zu beantworten. Denn Maria Langer hatte nicht nur eine Ära geprägt, sie war über vier Jahrzehnte Herzu und Seele für den Kindergarten in der Stadtheide. Die engagierte Erzieherin geht nun in den Ruhestand, ihre Nachfolgerin Melanie Heusipp wird nach den Ferien eingeführt.
Dass die Frage nach dem Vorher so schwierig zu beantworten ist, liegt an den 41 von insgesamt 47 Berufsjahren, die Maria Langer in St. Bonifatius war. Als er vor 36 Jahren im Pfarrgemeinderat von Bonifatius mitgearbeitet habe, sei sie schon in der Kita und im Pfarrgemeinderat gewesen, erinnert sich auch Detlef Müller. Als Geschäftsführer der Kita Hochstift gem. GmbH und seit drei Jahren Träger der Kita in der Stadtheide hätte er damals nicht gedacht, dass er einmal als ihr Chef Maria Langer in den „Un-Ruhestand“ verabschieden würde. Denn obwohl die engagierte Erzieherin in der Stadtheide ausscheidet, will sie nach einer Übergangszeit mit halber Stelle als Springerin in den Kitas ihres Trägers weitermachen. Ganz aufzuhören kommt für die drahtige Borchenerin nicht in Frage. „Sie sind wie sie sind, und sie sind nicht wirklich älter geworden“, erinnerte sich Müller an damals. Man merke ihr das Alter nicht an. Die Kita habe einen exzellenten Ruf, immer regen Zulauf, all das sei Verdienst aus so vielen guten Jahren als Leitung.
Generationen hat sie geprägt und dabei zugleich für viel Nachwuchs gesorgt. Denn allein zwei der heutigen Erzieherinnen waren damals selbst als Kind bei Maria Langer in der Einrichtung, waren wie viele andere später als Praktikantinnen dort. Nach der Ausbildung arbeiten sie nun voller Begeisterung im Team von St. Bonifatius mit. „Sie haben immer ein gutes Gespür für die Entwicklungen gehabt und waren dann vorne mit dabei“, lobte Müller. Das sei für das Team sicher auch anstrengend gewesen, aber habe alle fit gehalten. Der Kita- Hochstift Chef bedankte sich mit Blumen, Geschenk und Gutschein für eine Gruppen-Domführung bei der scheidenden Leitung. Die hatte bereits zuvor von ihren Kolleginnen einen Tandem-Fallschirmsprung geschenkt bekommen. „Maria Lange guckt sich halt alles ganz genau an in dieser Welt. Den Kilimandscharo, den sie bewandert hat, Usbekistan, die ganze Welt von außen und künftig auch im Fallschirm von oben“, kommentierte das Thomas Stolz, Pfarrer von St. Bonifatius und ebenfalls Fan von Maria Langer. Die habe das Herz am rechten Fleck, habe viele junge Menschen begleitet und geprägt, ihre Arbeit sei nie Job sondern immer Berufung und ihr Leben gewesen.
„Du hast alles gegeben, um die Kinder und uns glücklich zu machen“, hatte Stellvertretung Anna Schneidermann in die Verabschiedung eingestimmt. In den vergangenen Tagen hatten sich die Kinder bereits mit Ständchen und guten Wünschen von Maria Langer verabschiedet-. Das Erzieherinnenteam tat es mit guten Worten und einem breit gefächerten Videorückblick. Darin kamen die unzähligen Teams seit den 70er Jahren, die vielen Karnevalsfeste, Umzüge, Ausflüge, Bastelabende mit Eltern, Gottesdienste, Abendessen, Buffets und Events zum Vorschein. Maria Langer war für Bonifatius eine Wundertüte an Lebendigkeit, bastelte, kochte, hatte stets neue Ideen und gestaltete aktiv. „Maria war immer unser sicherer Anker, eine, die immer an alles gedacht hat“, klang Wehmut aus den Worten von Anna Schniedermann.
Wie präsent Maria Langer in ihrer Arbeit war, schilderte Marina Zimner für den Elternbeirat am eigenen Beispiel. Selbst in Paderborn zugezogen hätte ihre Familie einen Kita Platz für den Nachwuchs gesucht. Nach vielen Absagen habe es auch in St. Bonifatius erst keinen Platz gegeben. Bis sonntags am Mittagstisch plötzlich das Telefon geklingelt habe und Maria Langer dann doch noch einen kurzfristig freigewordenen Platz hätte anbieten können. „Danke für diesen selbstlosen Einsatz für unsere Kinder“, sagte Zimner und bewunderte den, nach außen, immer gelassenen und pragmatischen Umgang mit Kita- und Bürokratiealltag.
In ihrem Schlusswort hob Langer darauf ab, dass ihr ganzes Berufsleben davon geprägt war, „dass immer alles anders wurde“. Mit jeweils 25 Kindern vormittags und 25 Kindern nachmittags habe sie 1974 als Erzieherin begonnen. Nach dem Wechsel von Wewer in die Stadtheide habe sie ein tolles Gebäude vorgefunden aber immer auch wieder neue Herausforderungen. Pfarrerwechsel, Um- und Ausbauten, „es war immer wieder alles anders, manches hat gut geklappt und einiges ist auch gut, dass es jetzt anders ist“, schloss sie ihren Dank bei der Verabschiedung. Und ja, die Frage vom Beginn kann sie beantworten, allein drei Vorgängerinnen fielen ihr ein. So wie es eine Zeit vor Maria Langer gegeben hat, so wird es jetzt eben auch eine Zeit in St. Bonifatius nach ihr geben.
Text/Fotos: Christian Schlichter