Brakel-Erkeln. Das vergangene Jahr konnte Kita Leitung Nicola Auge allein überblicken. Für die restlichen holte sie sich ihre Vorgängerin Angela Braun zur Seite. Denn in St. Rapahel in Brakel-Erkeln gab es ein großes Doppeljubiläum zu feiern: 70 Jahre Kindergarten, davon 50 Jahre als heilpädagogische Kita. Dabei hätten sich die beiden es sich noch leichter machen können: Mit Werner Potthast (78) war ein Jubiläumsgast mit dabei, der selbst bei der Gründung schon in der Kita war, genauer gesagt von 1948 bis 1951 wohl noch in der Vorgängereinrichtung. Sie alle feierten ein großes Jubiläum, bei dem die Zahl der Jahre aber doch keine Rolle spiele, wie Kita-Hochstift Chef Detlef Müller anmerkte. „Die Kinder bringen das Leben hinein, egal, wie unterschiedlich sie sich bewegen, so vielfältig und bunt sind sie auch“, kommentierte er als Vertreter des Trägers das große Jubiläum.
Heilpädagogische Kitas stehen nicht mehr im Fokus der großen Landespolitik. Denn durch neue Konzepte soll künftig inklusiv in den einzelnen Einrichtungen vor Ort gearbeitet werden. Da ist St. Raphael in Erkeln also etwas Besonders. 36 der 56 Kinder besuchen den heilpädagogischen Bereich. Mit ihren Beeinträchtigungen finden sie in der fünfgruppigen Einrichtung Betreuung und Begleitung, aber auch eine Vielzahl an Förderungen. Wie vielfältig sich das entwickelt hat, das zeigte der Rückblick der jetzigen Kita-Leitung Nicola Auge und ihrer Vorgängerin. Als der erste Kindergarten im Ort eröffnet wurde, da war er noch eine Regeleinrichtung. 1973 dann zog er um in die benachbarte Volksschule, die Trägerschaft wechselte zum Caritasverband im Kreis Höxter. Dass gerade Erkeln als Ort für das neue heilpädagogische Angebot gewählt wurde, lag an der Geographie: der Ortsteil von Brakel liegt mitten im zeitgleich gegründeten Kreis Höxter. Diesen Vorteil genießt die Kita bis heute, denn aus allen Richtungen kommen morgens die Jungen und Mädchen. Zunächst mit zwölf Kindern mit Behinderungen hatte die Einrichtung begonnen, intensiv begleitet wurden die Kinder damals von der Brakeler Kinderärztin Dr. Gertrud Schaafhausen. Sie war auch, längst pensioniert, als Ehrengast beim Jubiläumsfest mit dabei.
Viele Entwicklungen machte die Kita durch: Das bis heute bestehende Schwimmbecken wurde angebaut, eine später wieder eingestellte Reittherapie mit zwei Pferden begonnen, der Verkehrsspielplatz wurde angelegt, für die Regelgruppen gab es einen Neubau. Die Aufgaben wuchsen stetig, so dass sich 1989 ein Förderverein gründete. Er sorgte mit vielen Benefizveranstaltungen und Konzerten für viele Spenden. 2017 wechselte St. Raphael dann zur Kita Hochstift GmbH in Paderborn. Dort ist sie unter 95 Einrichtungen die einzige mit heilpädagogischem Aufgabenfeld. Die Coronazeit war für die Einrichtung eine besonders schwere Zeit mit vielen Auflagen. „Doch wir versuchen uns immer an die Kinder anzupassen und nicht die Kinder an uns“, unterstich Nicola Auge, was all die Jahrzehnte Triebfeder in der Kita war: Kinder in ihrer Vielfalt und Buntheit aufzunehmen, zu fördern und zu begleiten, das sei erstes Ziel für die Kita.
Keine Sonntagsrede aber eine herzliche Gratulation mit besonders gestalteter Urkunde hatte Brakels Bürgermeister Hermann Temme mitgebracht. 14 Kitas gebe es auf seinem Stadtgebiet, aber St. Raphael sei die Außergewöhnlichste, sagte er. Die Themen Integration und Inklusion würden dort vorbildlich gelebt, bis heute kämen die Jungen und Mädchen aus dem ganzen Kreis. Die Kinder seien dabei wie Schmetterlinge, verglich er. Manche flögen höher und weiter, doch alle so gut, wie sie könnten. Da sei es gar nicht sinnvoll, sie zu vergleichen.
Grüße aus dem Kreis brachten auch Fachbereichsleiter Klaus Brune und Abteilungsleiter Christian Rodemeyer mit. Natürlich solle die Inklusion wie im Land gewünscht in der Fläche stattfinden, aber trotzdem seien so „solide Einrichtungen wie St. Raphael notwendig“, unterstrich Brune. Denn sie seien das Rückgrat für Kinder mit einem besonderen Bedarf. Dass diese auch in veränderten Landesbestimmungen lange genug gefördert würden und bestehen bleiben könnten, dafür plädierten Kita-Hochstift Chef Detlef Müller ebenso wie die Vertreter aus Stadt und Kreis.
Mit einem bunt gestalteten Gottesdienst hatte der Jubiläumstag in der Pfarrkirche begonnen. Das ganze Dorf war dann mit dabei, als den Tag über in St. Raphael gefeiert wurde.