Paderborn. Dass für ihn an seinem Geburtstag ein Ständchen auf Italienisch gesungen wird, das hätte sich Giulius nicht gedacht. Doch die acht Pädagoginnen, zwei Ordensschwestern und zwei Lehrer aus Rom und Anagni, die als Teil einer Gruppe jetzt zu Gast in der Kita St. Vincenz im Paderborner Bonifatiusweg waren, ließen sich die Gratulation für den Fünfjährigen nicht nehmen. Beim Rundgang mit Kita Leitung Regina Schlüter machte die Gruppe auch Station in Giulios Gruppe und erlebte mit, wie sich diese katholische Kindertageseinrichtung engagiert.
Über das „Erasmus plus“ Programm in Organisation durch das Kolpingbildungswerk waren die Italiener nach Deutschland gekommen. Ihre Station in der Kita St. Vincenz war für Leiterin Regina Schlüter ein freudiges Wiedersehen. Sie hat bereits an mehreren Austausch Programmen teilgenommen, war zu Besuch in Kitas in Estland, Island, Polen und zuletzt auch im April in Rom. Dort hatte ihr Francesca Arganelli, die Geschäftsführerin der Stiftung Ancei mit Einrichtungen in Rom sowie der südöstlich gelegenen Stadt Anagni das italienische System vorgestellt.
Einige Unterschiede bei der Kinderbildung gibt es zwischen den Ländern, das wurde beim Besuch der Italiener in Paderborn deutlich. Legt die Einrichtung in Trägerschaft der Katholischen Kindertageseinrichtungen Hochstift gem. GmbH in Paderborn Wert auf viel kreative und pädagogisch altersgerechte Beschäftigung mit den Kindern, so ist das System in Italien verschulter, als in Deutschland. Während Kinder in Italien ab drei Jahren eher klassische Gruppentage im Frontalaustausch erleben, ist das in Paderborn lebendiger.
Mit wieviel Aufwand in der Kita St. Vincenz das Grundmotto: „Entdecken und Gestalten“ umgesetzt wird, zeigte Regina Schlüter beim Rundgang durch ihre Kita mit drei Gruppen für 57 Kindern im Alter von 8 Monaten bis sechs Jahren. Eine starke Elternarbeit, die Elemente der religiösen Bildung sowie die Ergebnisse einer videogestützten Begleitung der Kindesentwicklung mit Erzieherbriefen an die Kinder, das Verfahren der Bildungs- und Lerngeschichten, interessierte die italienische Delegation. Auch die Stärkung der Kenntnisse und Anwendungen von digitalen Technologien, in St. Vincenz sichtbar durch viele in den Alltag eingebundene Geräte, faszinierte die Italiener.
Für Regina Schlüter ist der Austausch über das Erasmus Programm ein besonderes Erlebnis von Europa. „Es geht darum, dass Menschen unterschiedlicher Länder aus einem Berufsfeld sich und ihre Arbeit besser kennenlernen“, sagt sie, dass damit die Begegnung nicht auf politische sondern auf eine ganz praktisch menschliche Ebene heruntergebrochen werde.
Text/Fotos: Christian Schlichter