Katholische Kitas im Erzbistum Paderborn
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Das ganze System krankt

Blickweisen von Politikern, Träger, Mitarbeitenden und Eltern auf ein großes Problemfeld

Saßen kurzfristig an einem Tisch und berieten die Situation in den Kitas: Kita Hochstift Chef Detlef Müller, Erzieherin und Mitarbeitervertreterin Teresa Kukuk, Bürgermeister Burkhard Schwuchow, Annalena Henke aus der Stadt Büren, stv. Kitaleitung Linda Neesen, Kitaleitung Margret Grewe, Kita Mutter Sonja Hesse, Nadine Meermeyer aus dem Elternbeirat, Kreistagsabgeordneter und Kitavater Steffen Sander und Landrat Christoph Rüther (von links). Foto: Schlichter

Büren-Steinhausen. Viele Proteste hat es in der vergangenen Woche unter dem Schwerpunkt Thema „Kita Kollaps“ gegeben. Doch trotz großer Aktionen ist wiederum eine klare Reaktion aus Düsseldorf ausgeblieben. Dass es so wenige und wenn dann nicht wirklich brauchbare Rückmeldungen aus dem dortigen Familien-Ministerium gibt, darüber tauschten sich jetzt Bürens Bürgermeister Burkhard Schwuchow, Paderborns Landrat Christoph Rüther, Kita Hochstift Chef Detlef Müller und Mitarbeiterinnen aus der Steinhauser Kita St. Christophorus mit Elternvertretern aus. Ihr Fazit: Wir müssen unsere Kommunikationsstrategie verändern. Landrat Rüther fasst das so zusammen: „Nicht nur Motzen, sondern die Probleme benennen und sofort Lösungen aufzeigen“. Es muss gelingen, bei den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft die Blickrichtung zu ändern.

Was sagt der Landrat zum drohenden Kita Kollaps:

„Wir reden derzeit nur über das Geld. Wir reden viel zu wenig über das, was die Menschen bewegt, obwohl die Finanzen auch wichtig sind“, sagt Christoph Rüther. Dass Kitas ein wichtiges Thema für die Gesellschaft seien, zeige der Blick in die derzeitigen Kosten des Kreishaushaltes. Dort gebe es massive Steigerungen durch die Tarifabschlüsse. Aber auch bei der Jugendamtsumlage schnellten die Kosten hoch, eine hohe und ständig steigende Anzahl von Jugendlichen sei kreisweit in einer Betreuung. Das zeige, wie wichtig die Prävention sei. Die beginne aber in den Kitas, in denen gut gearbeitet werden müsse, um die Kinder von Beginn an umfassend zu begleiten. „Wir müssen vor die Lage kommen“, betonte Rüther, dass er ein gut finanziertes Kita System als Grundlage für eine Prävention halte, die davor schütze, dass Jugendliche später Probleme hätten. Landrat Rüther warnte die Beteiligten davor, die politisch Verantwortlichen zu überfordern. „Nicht motzen, sondern Probleme aufzeigen und sofort Lösungen benennen.“, sagte er. Vielleicht gelinge es dann, Antworten zu bekommen, die die Sache weiterbrächten.

Das sagt Bürens Bürgermeister Schwuchow:

„Ich habe mir bei dem Thema so viel von der Seele zu reden, weil wir ja bereits seit Jahren dort engagiert sind.“ Er habe das Thema verstanden und die Probleme auf dem Schirm. Deshalb sei es wichtig, den Menschen, die die derzeitige Situation verursachten, auf die Füße zu treten. „Wir brauchen dazu ein neues Gesetz und vernünftige Rahmenbedingungen“, schilderte er die derzeitigen Kapriolen, die auch die Stadt Büren als Träger eigener Kitas erlebe. Da müsse er Mitarbeiterinnen jedes Jahr neue Verträge mit geänderten Wochenstunden anbieten, je nachdem, wie die Belegungszahlen aussähen. Das sei nicht zumutbar, einer Erzieherin zu sagen, nur weil das KiBiz -System es so vorsehe, dass sie ihren Stundenumfang mal eben von 39 auf 30 Stunden reduzieren müsse. Da hingen ja auch die Finanzen der Familie dran. Seit 2008 gebe es das KiBiz als Finanzierungsgrundlage für die Kitas. Organisatorisch werde es immer schwieriger, das in den Kitas umzusetzen, finanziell laufe das ganz aus dem Ruder. „Die Eltern sind unzufrieden, die Mitarbeitenden belastet, das ganze System krankt“, sagte Schwuchow. Diese klaren Systemfehler seien unabhängig von den in Düsseldorf regierenden Parteien. Doch die Politiker in Düsseldorf seien immun gegen Einwände, „die sind alle soweit weg“. Sollten sich der evangelische Kirchenkreis wie angekündigt aus den Kitas im Kreis Paderborn zurückziehen, so schlage das auch ein großes Loch in Büren, befürchtete Schwuchow Auswirkungen auf seine Stadt.

Das sagt Kita Hochstift gGmbH Geschäftsführer Detlef Müller:

„Wenn in Düsseldorf solche Politiker säßen, wie Sie beiden, dann wäre unsere Wut nur halb so groß“, antwortete Müller dem Landrat und Bürgermeister auf ihre Ausführungen. Man habe das Problemfeld nun oft genug beschrieben und nach Düsseldorf geschickt. „Ich wäre ja schon beruhigt, wenn es dann dort auch erkannt würde und an einer Lösung gearbeitet wird, egal in welchem Zeitrahmen“. So aber würden alle betroffenen Gruppen protestieren und Briefe schreiben, aber die Antworten seien unakzeptabel. „Bereits im ersten Absatz der jüngsten Antwort distanziert sich das Ministerium vom aktuellen Tarifabschluss“, zitiert Müller. Den habe man ja nicht mitverantwortet, könne ihn also auch nicht mittragen, heiße es aus Düsseldorf. „Was ist das denn für eine Antwort, sie verkennt doch vollständig das Tarifsystem in unserem Land“. Sicher sei es gut, dass in das Programm der Sprachförderung in den Kitas 35 Millionen Euro investiert würden. Sicher sei auch die Fortführung des Kitahelfer Programms lobenswert. Doch die Details der Umsetzung seien schon wieder unfassbar bürokratisch. Beim Ausbildungsprogramm für Kinderpflegerinnen beispielsweise habe die Kita Hochstift gGmbH komplett verzichtet, weil der Verwaltungsaufwand nicht akzeptabel sei. Als Träger würde er gern viel mehr ausbilden, könne sich das aber finanziell gar nicht leisten, sagt Müller. Bei allen Diskussionen derzeit, den Trägerproblemen, der Mitarbeiterperspektive, den Sorgen der Eltern um Betreuung kämen die Kinder gar nicht mehr vor. Belastete Eltern und auffällige Kinder, das würden dann die Themen der Zukunft für die Gesellschaft, befürchtete Müller die Folgen dieser Politik.

Das sagen die Mitarbeiter dazu:

„Es melden sich immer mehr Mitarbeitende, die im Kitaalltag stark überlastet sind“, bestätigt Teresa Kukuk. Sie arbeitet als Erzieherin in der katholischen Kita und Familienzentrum St. Christophorus in Büren-Steinhausen. Zugleich ist sie Mitglied in der Mitarbeitervertretung und hat ein offenes Ohr für die Sorgen ihrer Kollegen und Kolleginnen. „Die Aufgaben sind sehr umfangreich, der Personalschlüssel ist bereits im Normalbetrieb viel zu niedrig“, beschreibt sie die Situation. Hinzu komme ein hoher Krankenstand von Kolleginnen. Zugleich sei feststellbar, dass Kinder und Familien viel mehr Betreuung und Zuwendung benötigten. „Viele Kolleginnen berichten, dass sie im Kita-Alltag nicht dazu kommen, ihre Mittagspause zu machen, weil der Notstand so extrem hoch ist“, schildert Kukuk. Wenn politisch vom Land NRW keine Hilfe komme, werde das System kollabieren.

Das sagen die Eltern dazu:

„Wir sind zufrieden mit dem Träger unserer Kita und dankbar, dass das hier alles noch so gut läuft“, beschreibt Nadine Meermeyer aus dem Elternbeirat der Kita St. Christophorus. Doch der Situation von Familien werde das ganze System nicht mehr gerecht. Arbeitgeber wünschten sich auch eine Sicherheit, wann Mitarbeitende einsetzbar seien und nicht plötzlich ausfallen würden, weil sie ihre Kinder betreuen müssten. Den aktuellen Herausforderungen von Familie und Beruf könne das Kita System mangels ausreichender Finanzierung nicht genügen. Denn dort sei auch Flexibilität notwendig, die so gar nicht mehr gegeben sei.

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