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Salzkotten. „Ich hatte einen wunderbaren Arbeitsplatz und schaue zufrieden und erfüllt zurück. Es war mir eine Ehre“. Bärbel Thiele fasste in ihrem Schlußsatz alles zusammen, was in knapp zwei Stunden Gutes über Sie gesagt wurde. Die Erzieherin, die 28 Jahre lang in der Kita St. Johannes in Salzkotten gearbeitet hat, davon 20 Jahre als Leiterin, wurde jetzt in die Altersteilzeit verabschiedet. Eine Woche lang noch konnte sie allen Kindern Tschüss sagen, dann schloss sich die Kita-Tür am Monatsende für sie endgültig. An ihrem ersten Arbeitstag in St. Johannes in Salzkotten, so erinnerte sie sich, hatte sie links und rechts ein Kind an der Hand, ihren eigenen Nachwuchs, der betreut werden mussten. Am letzten Tag ging sie mit Ehemann Heiner und den bereits großen Kindern Katharina und Tobias hinaus, auf dem Arm bereits das Enkelkind.

Von Türen handelte der Wortgottesdienst zu Beginn der Verabschiedung. Türen die zugehen, wie die der Kita und Türen, die sich neu öffnen im Ruhestand. Die Gruppenkinder Johanna und Lotta holten Bärbel Thiele aus der Kirchenbank in den Altarraum, damit sie ihr mit anderen Kindern Schlüssel für all diese Türen geben konnten. Thiele erhielt Schlüssel für die Herzen, die Gesundheit, Zeit, Freude, Überraschungen und den Glauben. Manche Türen könne sie auf- und zuschließen. Aber die Tür der Kita St. Johannes bleibe für immer ein großer Teil ihres Lebens, den Schlüssel dürfe sie nun aber an den Haken hängen. In den Fürbitten wünschten Kinder, Eltern und Kolleginnen der scheidenden Leiterin alles Gute und lobten sie als verlässliche und vertrauensvolle Chefin, als engagierte Erzieherin mit großem Herzen, spontaner Freude, mit Phantasie und Humor, immer ansprechbar für die Eltern.

„Zeit für Heiner und die Enkel“, das stehe nun für sie an, sangen ihre Kolleginnen im Chor bei der anschließenden Feier im Pfarrheim. „Morgens für um sieben Uhr drei, bis hierhin hört man die Pedalen“, sei sie in der Kita erschienen. „E-Mails checken, Listen drucken, nach den Kindern gucken“, das sei ihr Alltag gewesen, texteten sie auf Reinhard Meys „Über den Wolken“. Mit einer besonderen „Bildungs- und Lesegeschichte“, wie sie jedes Kind beim Ausscheiden aus der Kita bekommt, verabschiedeten sie sich von ihrer Leitung.

„Es ist großartig, was Sie geleistet haben“, bewertete Detlef Müller, Geschäftsführer der Kath. Kindertageseinrichtungen Hochstift gem. GmbH, als Träger die Arbeit von Bärbel Thiele. „Sie haben immer gut hierhin gepasst und wir hatten eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit“, freute er sich darüber, dass sie sich „für die Kita eingesetzt und bemerkbar gemacht“ habe. Heute ist die Kita St. Johannes nach langer Umbauzeit äußerlich gut in Schuss und strahle nach innen mit einem gut geformten Team sprach er der Leiterin sein Lob aus.

Das wusste nur noch Heinz Kleine vom Kirchenvorstand zu toppen. Ganze 96 Bewerbungen hatte Bärbel Thiele 1992 schreiben müssen, bis sie nach der Zeit in der Jugendhilfe in Beckum die Stelle in Salzkotten bekam, erinnerte er sich. So sei damals die Beschäftigungslage von Erzieherinnen gewesen, im klassischen Kindergarten. Stetig wachsende Vorschriften und Rahmenbedingungen von Land und Kirche mit dem Weg vom Kindergarten zur Kindertageseinrichtung habe sie gemeistert. „Mit Dir hat der Kirchenvorstand damals einen Glücksgriff gemacht“ zollte Kleine der Leiterin Respekt und Anerkennung für ihr Geschick mit den großen Umbauten von April 2014 bis Dezember 2015 umzugehen und zugleich den kirchlichen Geist der Einrichtung immer im Blick zu haben. „Stein und Mörtel bauen ein Haus, Geist und Liebe füllen es aus“ lobte Kleine die gebürtige Gesekerin, die auch sonst alles richtig gemacht habe und einen „echten Salzkottener“ geheiratet habe.

Ihre Stetigkeit lobte auch Bürgermeister Ulrich Berger, der die hohe Qualität der Kita St. Johannes herausstrich und Bärbel Thiele als Institution bezeichnete, die leider zu einer aussterbenden Spezies gehöre.

Vom Kindergarten mit Betreuung und Erziehung, in dem Erzieher/innen dazu da waren, die Kinder beschäftigt zu halten bis zur heutigen Kita mit Bildungsauftrag, erweitertem Altersspektrum und Herkunft zeichnete Bärbel Thiele ihren Arbeitsalltag nach. Doch eines sei immer wichtig geblieben: Den guten Blick auf das Kind in seiner Einzigartigkeit zu behalten, über alle Leitungsaufgaben hinweg.

Text/Fotos: Christian Schlichter

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